Quelle: “Du bist 0381” aus Dez. 2009Er ist eine Rostocker Institution. Und für ungefähr zwei Monate im Jahr derbegehrteste Mann im Land – zumindest bei den Drei- bis Zehnjährigen unter uns. JedesJahr steht er zusammen mit seiner Märchentante auf der Bühne des RostockerWeihnachtsmarktes, brummt den Kindern Nettigkeiten ins Ohr und hört sich geduldigihre Wünsche, Sorgen und Lieder an. Die Rede ist von Falk Petersen aka - derWeihnachtsmann.Wenn man auf Falk Petersen trifft, mag man anfangs gar nicht so recht glauben, dass er derfast schon legendäre Rostocker Weihnachtsmann ist. Er spricht leise, ernst, fast ein weniglustlos und qualmt eine Zigarette nach der anderen. Kein Bühnenmensch denkt man, undkeiner, den man automatisch mit der heimeligsten Zeit des Jahres in Verbindung bringenwürde. Aber das täuscht, denn er ist tatsächlich der selbe Mann, der versteckt hinter weißemBart, dicker Kutte und roter Mütze mehreren Generationen von Kindern das Weihnachtsfestverzuckerte. Und wenn er dann im Laufe des Gesprächs von seinen Erlebnissen mit denunzähligen Kindern spricht und sich sein Gesicht langsam erhellt, nimmt man ihm denWeihnachtsmann auch in Zivil ab.Mit Musik fing's anDoch von vorn. Angefangen hat alles in den frühen 80er Jahren, als Falk Petersen, dereigentlich aus Borna bei Leipzig stammt, mit seiner Frau Karin im Auftrag der Musik- undGastspieldirektion Musik und Kinderprogramme machte. „Wir spielten deutsche undinternationale Folklore, deutsche Volkslieder und Programme für Kinder. Das war wohl derKnackpunkt, warum mich der Veranstaltungsdienst 1983 fragte, ob ich nicht Lust hätte,Weihnachtsmann zu werden.“ Gesagt getan. Erst spazierte der verkleidete Petersen nur überden Weihnachtsmarkt, aber reine Präsenz war ihm zu wenig. Er bekam eine Bühne undentwickelte zusammen mit seiner Frau, die ein Jahr später erst als Frau Holle, dann alsDie ganze Weihnachtsmann-Geschichte wurde in der Familie Petersen ein Selbstläufer mit immer neuen Ideen. So schreiben sie seit 1985 jedes Jahr ein eigenes Weihnachtsmärchen, das mit verschiedenen Figuren und liebevoll gestalteten Kostümen auf der Weihnachtsmarktbühne aufgeführt wird. In diesem Jahr heißt es „Stress im Märchenwald“. Ging es an die Komparsensuche, wurde auch der Nachwuchs nicht verschont. Sohn Kai Petersen steht auf der Weihnachtsmarkt-Bühne, seit er klein ist. „Der hat angefangen als Zwerg Nummer Eins, war dann Müllerbursche und auch mal der gestiefelte Kater. Heute schreibt er jedes Jahr ein neues Weihnachtslied. So ist das alles verquickt, verwandt und verschwägert.“ Sagt Petersen und lacht. Nur mal ein bisschen meckernDen Erfolg des Weihnachtsmannes macht Petersen auch an seiner Person fest. „Dadurch dass ich das solange mache, stehen heute Kinder vor mir, deren Mütter schon als Kind bei mir auf der Bühne waren. Da überträgt sich die Faszination natürlich.“ Das wäre allerdings nur in Rostock der Fall. „Hier haben die Kinder vorm Weihnachtsmann keine Angst. Ich kam ja nie mit einer Rute. Habe höchstens mal ein bisschen mit 'nem Kind gemeckert.“ Und er erzählt die Geschichte, die ihm dabei immer einfällt. „Damals gab es einen Jungen, der jeden Tag mit 'ner Rotznase vor der Bühne stand. Wenn man täglich auf der Bühne war, sah man ja auch, welche Kinder den ganzen Tag allein gelassen waren und bei welchen sich die Eltern gekümmert haben. Und das war so einer. Der war den ganzen Tag auf sich gestellt. Na, er wuchs und wurde älter und irgendwann stand er dann mal mit 'ner Zigarette vor der Bühne. Und da hab ich als Weihnachtsmann mit ihm gemeckert. Das hat der natürlich nicht erwartet. Und obwohl er ja wusste, dass es keinen Weihnachtsmann gibt, kam er hinterher an und sagte reumütig, ich mach's nicht wieder. Der kommt auch heute noch. Das sind schöne Geschichten.“ Schöne Geschichten hat Petersen in den mittlerweile 26 Jahren als Rostocker Weihnachtsmann viele erlebt. Er hat es geschafft, nicht eine von hunderten austauschbaren Weihnachtsfiguren zu sein, die reichlich inflationär jeden Dezember auf den Markt und die Einkaufstraßen geworfen werden. Er wird ernst genommen von seiner Zielgruppe, die ja meist noch in den Kindergarten gehen. Wie ernst, das hat ihm einst ein kleiner Junge bewiesen. Petersen erzählt: „Ich habe mich mal auf der Bühne auf den Baumstumpf gesetzt und geklagt: Ach, mir tut der Rücken und der Hintern so weh, es ist hier so unbequem. Da ist dann wenig später ein Kind angekommen und hat mir einen riesigen Beutel in die Hand gedrückt. Da war ein Kissen drin, von der Couch zu Hause.“ Und wie lange will Petersen, der seit 1994 bei der Eventagentur Nord unter Vertrag ist, den Weihnachtsamnn noch machen? Er zuckt mit den Schultern: „Ein Ende ist nicht in Sicht!“Märchentante auftrat, über die Jahre hinweg das Weihnachtsmann-Programm, das es heute ist. Wie zum Beispiel die Weihnachtsmann-Sprechstunde. „Da sind die Kinder gekommen und haben sich beim Weihnachtsmann Rat und Hilfe geholt. Das waren so Sachen wie: Ich kannmeinen Wunschzettel nicht malen, ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll oder ich habe mich mit meiner Freundin gestritten. Das alles haben sie mit mir besprochen. Eine schöne Aktion.“